45er Ausflug

  13.06.2008
  (Gefangenenessen im Bollesje)

 

   
   

Um 19:00 Uhr begann dann unser Event im Bollesje.

Im Jahre 1806 wurde hier in der Oberstraße 30, in Rüdesheim am Rhein, das Amtszivilgefängnis durch den Nassauischen Fiskus errichtet.

       
   

Für die damalige Zeit war es ein recht komfortables Gefängnis. Die Insassen wurden von Tagelöhnern betreut. Diese rasierten die Gefangenen einmal wöchentlich und stopften die Matratzen einmal im Monat mit frischem Stroh.

       
    Die Frauen kochten das Essen und wuschen die Leib- und Bettwäsche. Nebenbei plauderten sie über die täglichen Neuigkeiten.
       
    Eine Gefangenenration im "Bollesje" bestand aus: Für Männer täglich einem halben Liter Wein oder einem viertel Liter Branntwein. Für Frauen täglich einem viertel Liter Wein.
       
    Zuerst durften wir ein Gefangenkäpple, ein Handtuch und ein Holzlöffel abholen.
       
    Wir mussten einen Gruppenchef bestimmen, der dann die Verantwortung für unsere Gruppe übernehmen sollte. Wollte jemand vom Tisch aufstehen, z. Bsp. auf dieToilette,
       
    so wurde vom Gefangenen erst ein Antrag mit Begründung ausgefüllt um ihn dann vom Gruppenchef genehmigen zu lassen. Ansonsten ist man in Einzelhaft gekommen.
       
   

Hier wurde erst einmal ein Lichtbild und einen Fingerabdruck gemacht für den späteren Gefangenenausweis.

       
    Sehr wichtig war es, sich seine Gefangennummer zu merken.
       
    Diese musste bei jeder Meldung gesagt werden. Wer sie vergessen hat . . .

 

 

 

 . . . .   -> Einzelhaft

       
   

Der erste Gang des Gefangenessen bestand aus Galgenstricken

 (Bratwürstchen mit Weinkraut),

       
    Gegessen wurde nur mit Löffel oder Vatersgabel.

Der Holzlöffel hat schon ein komisches Feeling beim Essen.

       
    Zu trinken  gab es Wein, Wasser, Wein und Wasser und Wein . . . .
       
    Für manche Sympathien ging man/frau sogar . . .
       
     . . . freiwillig in Einzelhaft, das war dann allerdings keine Einzelhaft mehr sondern Paarhaft.
       
    Der zweite Gang war eine Wassersuppe

(Klare Rinderkraftbrühe mit Einlagen).

       
    "Do moscht ja S'Zeug sucha, bis da do ebbes findeschd, aber guat ischi scho"
       
    Ein Vorteil für alle anderen hatte der Job als Gruppenchef.

Er durfte die Teller abräumen.

       
    Für die Raucher gab es draußen mit Genehmigung eine Raucherpause.
       
    Da noch mehrer Gruppen anwesend waren, herrschte auch untereinander eine rege Konversation.
       
    Es wurde so überhaupt nicht langweilig, zwischendrin gab es wieder ein  Gesellschaftsspiel.
       
    Jede Gruppe musste ein Lied singen. Mit unserem Lied " Wir sind vu Fridinga, vu Fridinge . . .

waren wir die Besten , und kamen somit alle in die Einzelzelle, und mussten so lange singen die anderen uns wieder freigelassen hatten.

       
    Als Hauptgang kam die  "Henkersmahlzeit" und war sehr reichhaltig.

 (Knusprig gebratenes Spanferkel, Sparibs, Pellkartoffeln, leichtgegartes Gemüse und Kräuterdips).

       
    Selbst das Nachfordern von Fleisch und Beilagen war kein Problem.
       
   

Wer hier nicht satt geworden ist war selber schuld.

Erst als die Bäuche spannten wurde abgetragen.

       
    Nach dem Essen gab es einen gemeinsamen Spaziergang (Freigang) durch die Gasse in Zweierreihen,
       
    danach wurden Männlein und Weiblein auf den Straßenseiten getrennt.
       
    Es ging dann weiter mit Kniebeugen für die Frauen . . .
       
     . . . und Liegestütz für die Männer.

(Wurde leider bildlich nicht festgehalten).

       
    Auch die Gruppenführer durften einmal in Haft.
       
    Nach einem weiteren Spiel durfte eine andere Gruppe in die Zelle.

 

Weiter ging es mit einer Polonese . . .

       
     . . .  Sing- und Tanzeinlagen für die . . . .
       
    . . .  ganze Meute.
       
    Als Abschluss gab es die Freisprechung mit Aushändigung des Gefängnisausweises.
       
    Zum Ausklang wurde noch getanzt, das Lasso rausgeholt und so ritten wir in die Nacht hinaus in unserer Freiheit.
       
    Nun zog uns das Nachtleben von Rüdesheim an.

 

Als wir erschöpft in die Betten stiegen, war der Lärm von Musik und singenden, grölenden Menschen aus der Drosselgasse und Umgebung noch relativ laut. Selbst durch die Doppeltür.

Das war der 2. Grund für die Ohrstöpsel.

       
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